Manchmal denke ich, es wäre gut, sich nicht bloß über Erzählungen und Bilder zu erinnern, sondern über Berührungen. Ein Archiv in sich zu tragen, das alle Berührungen der Haut gespeichert hätte und das jederzeit abrufbar wäre.

Im Berührungsarchiv möchten wir zwei Aspekte erforschen: Zum einen die Beschaffenheit von Berührungen; was sie in uns auslösen und die damit verbundenen Erinnerungen. Welchen Einfluss auf die Wahrnehmung haben Eigenschaften wie Temperatur, Gewicht, Härte und Oberflächenrauigkeit? Zum anderen beschäftigt uns die Frage, wie wir diese Eindrücke auch digital erfahrbar machen können. Ist es möglich, mit audiovisuellen Medien auch ohne physische Nähe unser Publikum zu berühren? Ein Theaterraum funktioniert meist als konzentrierter, immersiver Ort. Ein digitaler Raum ist überall gleichzeitig, oft hektisch. Genau dieser Spagat interessiert uns: Vom Theaterraum über die Bühne 2.0 zur kollektiven, asynchronen Erfahrung – wie sieht sie aus und wo findet sie überall statt?

Wir fragen uns, ob es uns möglich ist, sich wieder auf die sinnliche Erfahrung des Tastens zu konzentrieren, anstatt von ihr nur eine Einordnung unserer Umgebung zu erwarten. So wie wir auch der Kunst eine sinnliche Erfahrung zugestehen, statt auf einen direkten Erkenntnisgewinn zu pochen. Text, Foto-, Video- und Audioaufnahmen aus den Recherchen sind unsere Grundlage für eine digitale Performance-Collage, die auch auf Distanz erfahrbar ist.

Unsere jeweils eigenen künstlerischen, pädagogischen und technischen Qualitäten möchten wir als Kollektiv bündeln und somit neue Wege der Dokumentation finden, die auch ohne direktes Gegenüber einen künstlerischen Austausch ermöglichen. Unsere Experimente und Erinnerungen sollen mit der Welt geteilt und ein Rückkanal für Rezipient*innen geschaffen werden.

Gruppenbild des Kollektivs Berührungsarchiv

Hannes Raphael, Olga Ramirez Oferil, Michaela Millar, Philipp Millar